«Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde»

Angélique Beldner
Heute vor einem Jahr hat SRF-Moderatorin und Redaktorin Angélique Beldner ihr erstes Buch veröffentlich. Es widmet sich Fragen wie: Wo steht die Schweiz beim Thema Rassismus? Welche Perspektiven, welche Haltungen gibt es? Für wen steht was auf dem Spiel?

Nach einer erfolgreichen Radiokarriere arbeitet Angélique Beldner seit 2015 als Newsjournalistin beim SRF Fernsehen wo sie aktuell die «Tagesschau» präsentiert und die Quiz-Sendung «1 gegen 100» moderiert. Im Sommer 2020 hat die Sendung «Reporter» sie auf der Spurensuche ihrer eigenen Vergangenheit in der Schweiz begleitet. War dies der Auslöser für das Buch?

Lange war es für Moderatorin und Redaktorin undenkbar, sich öffentlich zu Rassismus zu äussern. Nicht weil sie ihn nicht erfahren hätte, sondern weil sie nicht wollte, dass die Farbe ihrer Haut eine Rolle in ihrem Leben spielte. So hat sie lange geschwiegen, rassistische Äusserungen entschuldigt, weggesteckt und so versucht, sich dem Schmerz zu entziehen. Warum hat sie Rassismus lange Zeit beschönigt und immer wieder weggesehen?

Was hat sich im Sommer 2020 geändert? «Ich musste mir selbst eingestehen, dass wir einfach noch nicht so weit sind, dass Hautfarben keine Rolle mehr spielen. Ich musste und wollte mir meiner Erlebnisse rund um die Hautfarbe bewusst werden und mich ihnen stellen. Eine Art Emanzipation und ein Zu-mir-selbst-Finden. Ich wollte mich der Thematik nicht länger entziehen, konnte es nicht mehr. Weil ich direkt betroffen bin und dies auch als Verantwortung empfinde. Und als «schwarz» im Sinne einer Hautfarben-Beschreibung sehe ich mich übrigens immer noch nicht. Der Begriff «Schwarz» wird heute von vielen als politische Selbstbezeichnung verwendet.»

Im Buch «Der Sommer, in dem ich Schwarz» wurde begibt sich Angélique Beldner gemeinsam mit dem Schriftsteller Martin R. Dean auf die Suche nach einer Sprache, in der über und gegen Rassismus gesprochen werden kann. Vor dem Hintergrund ihrer Biographien stellen sie entscheidende Fragen: Wo steht die Schweiz beim Thema Rassismus? Welche Perspektiven, welche Haltungen gibt es? Für wen steht was auf dem Spiel? Angélique Beldner und Martin R. Dean entschieden sich gegen das Wegschauen und das Schweigen und für das Sprechen – miteinander, in der dialogischen Form dieses Buches, und zum Lesepublikum, das dazu eingeladen ist, zuzuhören, hinzusehen und die eigenen Positionen zu hinterfragen.

Wir freuen uns sehr, dass Angélique Beldner ihre Geschichte mit der ersten Klasse unseres CAS Leadership and Inclusion teilen wird.