Unternehmensbewertung – das grosse Finale der Finanzlehre

Unternehmensbewertung
Finanzen sind spannend, weil sie einen ganz neuen Blickwinkel ermöglichen, findet Dr. Urs Wälchli, Professor im Rochester-Bern EMBA. Besonders faszinierend ist für ihn die Unternehmensbewertung, denn hier fliessen alle Aspekte zusammen.

«Viele Leute haben grossen Respekt vor Zahlen. Sie haben Angst, dumme Fragen zu stellen», sagt Prof. Dr. Urs Wälchli. Er unterrichtet finanzielle Führung, Corporate Financial Policy, Projektbewertung und Finanzmanagement bei Rochester-Bern Executive Programs und weiss, dass die Kurs-Teilnehmenden dem Thema Finanzen oft kritisch gegenüberstehen. «Dabei sind Finanzen primär gesunder Menschenverstand in Geld ausgedrückt», fügt er hinzu.

Tatsächlich beinhalten Finanzen oft nur sehr einfache Rechnungen, die mit ein bisschen Logik gut zu bewältigen sind. «Die Überlegungen dahinter sind die Gleichen, die wir uns auch als Privatperson machen, einfach auf ein Unternehmen angewendet: Wo kommt das Geld her? Wo geht es hin? Was wird Ende Monat noch auf dem Konto sein? Viele Personen lassen sich verwirren, weil auf Unternehmensebene komplizierte Begriffe verwendet werden, obwohl das Prinzip dahinter ganz einfach ist», so Wälchli.

Urs Wälchli selbst hat sich nie vor Zahlen gescheut. «Wenn du einmal verstehst, wie du ein Unternehmen von seiner finanziellen Seite betrachten kannst, dann öffnet dir dies plötzlich eine ganz neue Sicht auf die Dinge», sagt Wälchli und fügt hinzu, dass er deshalb auch den Slogan von Rochester-Bern so passend findet: «We’ll change the way you think».

Besonders gut gefällt ihm das Thema Unternehmensbewertung. «Die Unternehmensbewertung fasst das Finanzwissen zusammen, denn sie zeigt auf, was mit dem gesamten Unternehmen schlussendlich erwirtschaftet wird», so Wälchli. Wer ein Unternehmen bewertet, muss seine Strategie, die Personalaufstellung und das Marktmodell verstehen. Denn all dies fliesst in die Bewertung ein und ist somit der letzte Schritt, bei dem der ganze Wert des Unternehmens in einer Zahl zusammengefasst wird.

Was bekomme ich für mein Unternehmen? 

Wie der Name bereits sagt, geht es bei der Unternehmensbewertung darum, den Wert eines Unternehmens zu erfassen. Börsennotierte Unternehmen werden konstant bewertet, da sie auf dem Markt gehandelt werden und der Preis laufend durch Nachfrage und Angebot definiert wird. Anders ist es bei KMU; hier muss der Wert erst noch ermittelt werden. Etwas, das die Steuerbehörde einmal im Jahr durchführt. «Viele Unternehmerinnen und Unternehmer kennen diese Bewertung, haben sie aber noch nie richtig angeschaut. Dabei wäre es für viele spannend zu sehen, wie die Steuerbehörde die Entwicklung ihres Unternehmens beurteilt», sagt Wälchli.

Eine Unternehmensbewertung ist dann nötig, wenn z. B. eine Umstrukturierung stattfindet, die Firma verkauft wird, Aktionär/-innen ein- oder austreten, oder auch, wenn sich Beteiligte eine Standortbestimmung wünschen. Entsprechend sollten all diejenigen ein grundlegendes Verständnis des Themas haben, die in einer Führungsposition sind. «Dabei musst du unterscheiden zwischen; eine bestehende Bewertung verstehen und eine Bewertung selbst herleiten», sagt Wälchli. Das Verstehen ist für alle Betroffenen relevant, z. B., weil sie über Aktien verfügen. Die Personen in den obersten Führungsgremien wie Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sollten eine Bewertung auch herleiten können.

Einfache Methoden für eine erste Bewertung

Wer sich einmal ein paar einfache erste Methoden anschaut, um eine Unternehmensbewertung zu erstellen, erkennt schnell, dass es gar nicht so eine Hexerei ist. «Wenn wir davon ausgehen, dass wir ein Unternehmen weiterführen, dann gibt es zwei gängige Bewertungsmethoden», so Wälchli. Es handelt sich dabei um die intrinsische Bewertung und die relative Bewertung.

Bei der intrinsischen Bewertung geht es darum – wie der Name schon sagt – das Unternehmen von innen aus zu bewerten und sich zu überlegen, wie viel dieses Unternehmen in Zukunft einbringen wird. Es ist das Verfahren, welches auch die Steuerbehörde anwendet: Sie schaut, wie viel Gewinn das Unternehmen in den letzten Jahren gemacht hat und geht davon aus, dass dies nun bis in alle Ewigkeit so weitergeht. «Bei reifen Unternehmen klappt dies gut und ist in zehn Minuten gemacht», so Wälchli.

Die relative Bewertung folgt einem anderen Prinzip: Es wird ein ähnliches Unternehmen in einem vergleichbaren Umfeld gesucht, dessen Wert bereits bestimmt wurde. Anschliessend wird ein Dreisatz gemacht. Eine Bäckerei kann hier als Beispiel dienen: Vor zwei Wochen wurde in der gleichen Strasse eine andere Bäckerei für CHF 200’000.- verkauft. Diese Bäckerei hatte dreimal weniger Leute und auch einen kleineren Gewinn. Es folgt ein Dreisatz, bei dem der Wert auf die Grösse der zu bewertenden Bäckerei angepasst wird. Im Internet findet man hierzu sogenannte «Multiplikatoren», die eine Bewertung in 5 Minuten ermöglichen. Ein Beispiel hierzu lautet; der Wert eines Unternehmens ist 5-mal sein Gewinn.

Natürlich haben diese Ansätze Fehlerpotenzial, trotzdem geben sie sehr schnell eine erste Einschätzung des Wertes eines Unternehmens. «Diese Methoden funktionieren selbstverständlich nur für Unternehmen, die es schon länger gibt, die gemäss einem Standardmodell funktionieren und die weitergeführt werden», so Wälchli. Die Bewertung von Start-ups, Unternehmen, die liquidiert werden oder nach ganz neuen Modellen funktionieren, sind nochmals eine ganz andere Geschichte.

Hinzu kommt, dass bei einem Verkauf der Unternehmenswert nicht unbedingt dem effektiv gezahlten Preis entspricht. Einerseits, weil hier die unterschiedlichen Ansichten über das Potenzial eines Unternehmens von Bedeutung sind und andererseits, weil der Markt hier oft nicht ganz frei spielt. «Nur selten findet man jemanden, der jung, fähig und reich genug ist, um ein Unternehmen einfach so zu kaufen», sagt Wälchli. Aus diesem Grund müssen die Beteiligten Lösungen finden, in Bezug auf den Betrag und die Zeitdauer der Zahlung. «Das Verhandeln dieser Deals macht es so faszinierend. Hier gibt es viele Lösungen. Beispielsweise, dass man sagt, dass die Käuferin bzw. der Käufer mehr zahlen muss, wenn das Unternehmen künftig gut läuft und weniger, wenn es schlecht läuft», fügt Wälchli hinzu.

Dank Weiterbildungen Berührungsängste abbauen

«Wenn Personen sich über Unternehmensbewertung informieren, landen sie oft bei Inhalten, die viel zu kompliziert sind, in einer Sprache, die sie nicht verstehen. Dies führt zu Hemmungen und die Einstiegshürde wird riesig», sagt Wälchli. Weiterbildungen, wie der EMBA von Rochester-Bern können dem entgegenwirken, weil sie die grundlegenden ökonomischen Zusammenhänge aufzeigen und die Themen stufengerecht angehen. «Meine Erfahrung ist, dass das Thema nach drei Stunden Unterricht und ein bisschen Selbststudium sitzt. Die Studierenden sind dann fähig, die Vorlagen auf ihr Unternehmen anzuwenden», so Wälchli.

Auch Personen, die bereits über Finanzwissen verfügen, kann eine Weiterbildung helfen, damit sie die Grundlagen nochmals verinnerlichen. «Es ist wie, wenn man zu lange einen Baum anschaut, dann verliert man aus den Augen, dass man sich in einem Wald befindet. Die Weiterbildung hilft, wieder das Grosse Ganze zu sehen», so Wächli.

Wer Interesse hat, in das Thema Finanzen und Unternehmensbewertung einzutauchen, kann sich über das Rochester-Bern EMBA informieren. Das Programm deckt alle Themen des allgemeinen Managements ab und legt den Fokus dabei auf die Finanzen.