Unternehmertum & Networking: «Niemand sollte diesen Weg alleine gehen»

Sarah Schläppi & Bettina Zimmermann
Fakt ist: Die absolute Mehrheit der Stellen wird über das Netzwerk vergeben. Wer kein Networking betreibt, hat auf dem Arbeitsmarkt somit deutlich schlechtere Chancen. Wenn du also findest, es sei dir zuwider, Menschen kennenzulernen, nur um beruflich weiterzukommen, dann solltest du dies vielleicht nochmals überdenken.

Beim Networking geht es schliesslich um so viel mehr, als nur um Selbstvermarktung. Es geht um Beziehungen, Interessen, Vertrauen und darum, andere Menschen zu mögen. Das Schöne dabei ist, dass dir das Leben konstant Netzwerkgelegenheiten bietet und somit auch die Chance, dich weiterzuentwickeln. Sei es in der Kaffeepause im Büro, an einer externen Sitzung oder bei Weiterbildungen.

«Freude, spannende Begegnungen, Mehrwert», das sind die Begriffe, die Sarah Schläppi zum Thema Networking einfallen. Sie ist Rechtsanwältin, Geschäftsführerin, Verwaltungsrätin und hat den «CAS Verwaltungsrat» bei Rochester-Bern Executive Programs abgeschlossen. Schläppi weiss, dass Networking für alle Unternehmerinnen und Unternehmer unumgänglich ist. «Niemand sollte diesen Weg alleine gehen. In so vielen Situationen bist du auf andere Menschen angewiesen. Sei es, weil du eine Frage hast, einen Kontakt brauchst oder dich für eine Stelle interessierst», sagt Schläppi.

Bettina Zimmermann sieht dies auch so: «Gerade, wenn du ein Unternehmen führst, welches mit Menschen zu tun hat, sind Empfehlungen das Wichtigste – und Empfehlungen bauen immer auf einem Netzwerk auf». Für sie hat Networking deshalb viel mit Vertrauen zu tun. Diese Erkenntnis zieht sie aus über 15 Jahre Erfahrung in verschiedenen Kader- und Führungspositionen. Sie ist CEO bei GU Sicherheit & Partner AG und Gastreferentin im «CAS Wirksames KMU Management» bei Rochester-Bern.

Kann jede und jeder networken?

Gewissen Menschen scheint Networking unglaublich leicht zu fallen, während es für andere ein Kampf ist. Können auch Leute, denen Networking nicht in die Wiege gelegt wurde, diese Fähigkeit erlernen? «Jein», meint Schläppi. «Für Networking musst du Menschen mögen. Wer Menschen mag, sich aber einfach nicht so traut, kann es lernen. Für Leute, die eher menschenscheu sind, wird es aber schwierig.».

Zudem gibt es verschiedene Arten von Networking. «Du musst herausfinden, was dir entspricht», sagt Zimmermann. In dieser Hinsicht bietet auch das online Networking neue Chancen: Personen, die sich nicht trauen würden, physisch jemanden anzusprechen, können hier auf dem digitalen Weg einen Erstkontakt herstellen. Unterschiedliche Dinge ausprobieren und andere beim Networking beobachten, kann ebenfalls helfen.

Diesbezüglich können auch Weiterbildungen, wie jene bei Rochester-Bern Executive Programs eine sehr gute Gelegenheit sein, um sich in Networking zu üben. Die Begegnungen sind unverbindlich und es bieten sich auch immer Gesprächsthemen an: «Wie hat dir der Unterricht zum Thema XY gefallen?» oder «Wie hast du die Aussage XY von Dozent XY verstanden?», sind Fragen, die sich sehr gut eignen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, sagt Zimmermann. Im Rahmen des Unterrichts gemeinsam Aufgaben lösen und Erfolgserlebnisse feiern, schweisst die Teilnehmenden von Weiterbildungen zusätzlich zusammen und oft entstehen nicht nur neue Netzwerke, sondern auch langanhaltende Freundschaften.

Es folgen ein paar Tipps, die dir erfolgreiches Networking erleichtern können:

Do’s und Don’ts beim Networking

«Sei authentisch und ehrlich», so Zimmermann. Wie in allen Bereichen des Lebens bringt es auch im Networking nichts, wenn du versuchst den Anderen etwas vorzumachen und nicht zu dem stehst, was du bist. Wer ehrlich und authentisch ist, kommt sympathischer rüber und verstrickt sich auch nicht in irgendwelche Widersprüche und Peinlichkeiten. Dazu gehören auch blöde Sprüche. Dieses solltest du unbedingt vermeiden. «Solche Sprüche sind oft ein Überspielen von mangelnder Selbstsicherheit», sagt Schläppi.

Gerade unsichere Personen haben die Tendenz, sich unter ihrem Wert zu verkaufen. Dabei ist Selbstvertrauen das A und O beim Networking. «Gedanken wie: ‘Dies ist der CEO eines grossen Unternehmens und ich habe nur ein sehr kleines KMU’ sind fehl am Platz. Wenn du deine Arbeit gerne machst und Ideen hast, dann bist du garantiert auch interessant für andere Personen», sagt Schläppi. Verstecke dich also nicht, sondern zeige dich und gehe mutig auf Menschen zu.

Sehr wichtig ist auch, Interesse zu zeigen und Fragen zu stellen. Gut Zuhören und Neugier zeigen, gehören zum erfolgreichen Networking. «Nur von sich selber erzählen und nie das Gegenüber fragen: ‘Wer bist du und was machst du beruflich’, geht gar nicht. Du solltest beim Networking schliesslich einen Dialog und keinen Monolog führen», sagt Zimmermann. Dabei darfst du dich ruhig auch trauen, tiefgründigere Themen anzusprechen und dich weg von unverbindlichen Gesprächen zu bewegen. «Mich hat das Thema XY letzte Woche sehr beschäftigt, wie siehst du das?», kann gemäss Schläppi ein guter Einstieg in eine ernstere Diskussion sein.

Zu guter Letzt noch ein Tipp, der zwar logisch erscheint, aber viel zu oft vergessen geht: Nach einem guten Gespräch, solltest du unbedingt mit deinem Gegenüber Visitenkarten austauschen oder dich auf LinkedIn vernetzen. Tust du dies nicht, ist der Kontakt vielleicht auf nie mehr wiedersehen weg. «Dieser Klassiker: ‘Mir sind gerade die Visitenkarten ausgegangen’, sollte nicht passieren», so Zimmermann.

Einfach ausprobieren und machen

Viele Menschen befürchten, sich beim Networking zu blamieren oder haben Angst davor, an einem solchen Anlass  alleine herumzustehen. Diese Ängste sind unbegründet! An Networking-Events sind alle Personen da, um andere Menschen kennenzulernen und sind dementsprechend offen und empfänglich. Frau Schläppi bringt es auf den Punkt: «Kaufe kein Buch zum Thema ‘gutes Networking’, mache es einfach».