Interview mit Botschafter Dani Arnold

Schweizer Alpinist Dani Arnold vor einer Berglandschaft
Dani Arnold, Extremkletterer und Rochester-Bern-Botschafter seit Ende 2018, zieht im kurzen Interview mit Rochester-Bern CEO Petra Joerg die Parallelen zwischen Führung in den Bergen und in der Geschäftswelt.

Interview: Petra Joerg

RoBe: Dani, du hältst mehrere free solo Rekorde und hast viele prestigeträchtige Berge in Europa, den USA und Asien bestiegen. Trotz deines immensen Erfolgs arbeitest du immer noch als Bergführer und führst mehr oder weniger erfahrene Alpinisten zu unvergesslichen Bergerlebnissen. Warum?

Dani: Ich denke, es ist die Vielfalt der Herausforderungen, die ich mag. Zum einen macht es mich glücklich, einen Berg free solo (ohne Hilfsmittel oder Sicherheitsmassnahmen) mit hoher Geschwindigkeit zu besteigen. Dies zeigt mir meine Grenzen auf und hilft mir, sie zu überwinden. Zum anderen finden schwierige Bergtouren immer zusammen mit einem Team statt. Man kann nur erfolgreich sein, wenn man seinem Team bedingungslos vertraut – etwas, das mir sehr wichtig ist. Schliesslich bedeutet die Arbeit mit Gästen Führung, was ich auch sehr mag.

RoBe: Du nennst einige Begriffe, die auch im Management zentral sind. Lass uns ein wenig tiefer in einige der Konzepte eintauchen. Wo siehst du die Parallelen zwischen Führung in den Bergen und in der Geschäftswelt?

Dani: Ich gebe dir ein Beispiel. Nehmen wir an, wir beide wollen das Matterhorn besteigen. Wir wollen beide den Gipfel erreichen, also haben wir ein gemeinsames Ziel, was eine gute Basis für den Erfolg darstellt. Ich bin dein Bergführer, also gehe ich voran. Gleichzeitig musst du darauf vertrauen, dass ich weiss, was ich tue, weil du mir sonst nicht folgen würdest. Ausserdem müssen wir beide unser Bestes geben, um erfolgreich zu sein. Unterwegs können Überraschungen auf uns warten, derentwegen wir unsere Pläne ändern müssen. Möglicherweise müssen wir sogar umkehren, um nicht unser Leben zu riskieren. Wenn alles gut geht, erreichen wir den Gipfel. Unsere Belohnung wird eine wunderschöne Aussicht sein, die alles andere relativiert. Dafür haben wir nur einen kurzen Moment Zeit, da wir ja auch wieder sicher absteigen müssen. Dies ist sehr ähnlich zu dem, was mit Unternehmen, Führungskräften und ihren Teams geschieht.

RoBe: Du hast auch deine free solo Erfahrung erwähnt. Siehst du darin keinen Widerspruch zu dem, was du gerade gesagt hast?

Dani: Nein, sehe ich nicht. Jeder deiner Schüler ist ehrgeizig und hat klare Ziele. Man erreicht diese Ziele gemeinsam mit seinem Team, muss aber gleichzeitig an seine Grenzen gehen, um zu lernen, zu wachsen und die Menschen einzubinden, mit denen man zusammenarbeitet. Stell dir vor, wir klettern gemeinsam und du findest keinen Tritt für deinen Fuss, keinen Halt für deine Finger. Du fühlst dich verloren, gibst aber nicht auf. Du kämpfst um jeden Zentimeter und findest plötzlich den Tritt, den Griff, auf den du gehofft hast und die Situation sieht anders aus. Im Management bedeutet dies, dass du dich neuen Situationen aussetzt, Risiken eingehst, fällst und wieder aufstehst. Jedes Mal fühlst du dich ein bisschen schlauer. Das würde ich als gute Führung bezeichnen – und das kommt dem, was ich tue, ziemlich nahe.