Neue Technologien – Die Spielfelder der Zukunft

Symbolbild Digitalisierung
Neue Technologien werden unsere bekannte Landschaft verändern und auch grosse Auswirkung auf die Cybersicherheit haben. Wie können wir die Weichen stellen, damit wir das grosse Potenzial dieser Technologien und Märkte erschliessen können? Marcel Zumbühl hat die Teilnehmenden am RoBe-Mittagstalk auf eine Tour durch die Spielfelder der Zukunft mitgenommen: Künstliche Intelligenz, Metaverse, Quantencomputing und Partizipative Sicherheit.

Künstliche Intelligenz (KI)

In Bezug auf künstliche Intelligenz ist aktuell vor allem ChatGPT in aller Munde. Doch KI umfasst viele weitere Bereiche mit enormen Chancen. Es muss uns dabei gelingen, die Verfahren robust zu machen, um sie nutzen zu können. Künstliche Intelligenz sucht entweder nach klaren Mustern, oder versucht, durch gezieltes Lernen eines Systems Antworten auf Fragestellungen zu finden. Sie beinhaltet alles, was gemäss folgendem Schema funktioniert: Frage wird eingegeben, in einer Blackbox bearbeitet und eine Antwort heraus gespuckt. Die Resultate reichen von automatischen Übersetzungen und Bilderkennung bis zu assistiertem Fahren. Wie bei allen Errungenschaften gibt es aber auch bei der KI Grenzen und Herausforderungen. Während die KI in gewissen Bereichen, die menschlichen Fähigkeiten übertrifft, ist sie in anderen relativ hilflos: Sie schafft es beispielsweise nicht, Bilder von Schokomuffins von Chihuahua-Fotos auseinanderzuhalten – die schwarzen Augen und Nase des Hundes entsprechen den Schockstücken und das braune Fell dem Teig. Zudem gibt es auch dramatischere Einschränkungen, denn die KI spuckt aus, womit die Menschen sie füttert und verstärkt dadurch teils Stereotypen und Vorurteile. Beispiel: Aktuell sind die Fotos von CEOs, welche im Internet kursieren, mehrheitlich weisse, ältere Männer. Ein Schema, dass die KI schnell und leicht erkennt. Fazit des Programms: CEOs sind weisse Männer höheren Alters. Eine Schlussfolgerung, die offensichtlich falsch ist. Künstliche Intelligenz ist mit einfachen Mitteln manipulierbar. Diese Schwäche kann mit gezielten Angriffen ausgenutzt werden und vielleicht werden morgen kriminelle Algorithmen angreifen, die Daten entwenden und Unternehmen erpressen. Es muss uns deshalb durch Forschung gelingen, den Schutz von KI-Systemen zu steigern und Unternehmen die Möglichkeit geben, Attacken darauf zu erkennen, abzuwenden und die KI wiederherzustellen.

Metaverse

Der Traum des Metaverses besteht darin, in der digitalen Welt zu leben und alles so wahrzunehmen, wie in der realen Welt. Zu dem Punkt, dass wir gar nicht mehr unterscheiden können, ob wir uns in der realen oder virtuellen Welt befinden. Unseren Avatar können wir ganz entsprechend unserer Wünsche erstelle und damit in neue Sphären eintauchen. Immobilien kaufen, Partys feiern, Kleider anprobieren – der digitalen Fantasie sind im Metaverse keine Grenzen gesetzt. Wo neue Welten und Interaktionen entstehen, gibt es aber auch immer Bedarf an neuen Rahmenbedingungen, Regelungen und Vorgaben, um die Personen, die sich in diesem Raum bewegen zu schützen. Wie bewahren wir die Menschen im Metaverse vor Mobbing? Wenn Produkte und Dienstleistungen im Metaverse gekauft und verkauft werden, wer stellt sicher, dass es keinen Diebstahl und Betrug gibt? Wie werden grundsätzlich Verbrechen im Metavers bestraft und wer trägt wofür die Verantwortung? Die neue Welt des Metaverses bringt auch viele Fragen mit sich. Hinzu kommt, dass es aktuell nicht nur ein Metaverse, sondern mehrere Metaversen gibt und erst die Zukunft zeigen wird, welches davon und ob überhaupt sich eines durchsetzt.

Quantencomputing

Quantencomputing ist eine neue Technologie, die eine massiv schnellere Rechenleistung ermöglicht. «Stellen sie sich vor, sie wollen 100 Spaghetti verschiedener Längen, der Grösse nach ordnen. Hierzu müssen sie ein Spaghetti nach dem anderen heraussuchen und sie nebeneinander legen. Bei Quantencomputing fällt dieser Prozess weg und das Anordnen geschieht in einem Schlag! Bildlich gesprochen packt ein Quantenrechner das Bündel Pasta und drückt es gleichzeitig mit dem einen Ende auf den Tisch. Sofort sind alle Spaghetti der Länge nach sortiert», erklärt Zumbühl, um das Ausmass zu illustrieren. Dies hat Vorteile, da dadurch z.B. Zufallsgeneratoren erstellt werden können – was heute relativ schwierig ist, dann die aktuellen Zufallsgeneratoren enthalten bei genauerem Hinschauen, meist doch ein Muster. Eine weitere Chance von Quantencomputing ist die Verschlüsselungen über Distanz – von einem Teil kann man auf ein anderes Teil in weiter Entfernen schliessen. Auch wenn die dahinterliegenden Phänomene an Zauberei grenzen, können wir uns diese Eigenschaft bereits zu Nutzen machen. Die neue Technologie birgt aber auch Risiken, insbesondere in Bezug auf Cybersicherheit: Aktuelle Verschlüsselungen können mit Quantencomputing schnell geknackt werden. Das heisst, dass viele der aktuellen Sicherheitsmassnahmen neu durchdacht werden müssen. «Wenn Quantencomputing auf den Markt kommt – ich gehe davon aus, das ist in fünf bis zehn Jahren – dann sind die aktuellen Sicherheitsmassnahmen obsolet», sagt Zumbühl. Deshalb ist die Wissenschaft aktuell dabei, mit neuen mathematischen Verfahren neue Sicherheitsmassnahmen zu erarbeiten. Auch Unternehmen sollten dies auf dem Radar haben.

Partizipative Sicherheit

Bei der Partizipativen Sicherheit geht es darum, dass sich Communitys und Partnerschaften bilden, die gemeinsam arbeiten, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Ein gutes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit sogenannten «ethical Hackers». Das heisst Hacker, die keinen Schaden anrichten, sondern dabei helfen, Sicherheitslücken zu erkennen und zu schliessen. Auf diesem Konzept basiert auch das Projekt «Bug Bounty» der Schweizerischen Post. Bug Bounty nutzt die kollektive Intelligenz der globalen Community von Sicherheitsexpert/-innen, um die Informationssicherheit laufend zu verbessern. Im Rahmen des Projekts werden Leute dazu aufgefordert, der Post Sicherheitslücken zu melden. Als Gegenleistung für gefundene Sicherheitslücken erhalten die Personen eine finanzielle Entschädigung von bis zu CHF 10’000. Eine neue, innovative Art, um die Sicherheit laufend auf einem aktuellen Stand zu halten.

Weitere spannende Inputs zum Thema neue Technologien und anderen Management-Themen werden in unserem Programmen unterrichtet und diskutiert.