Diversität und Inklusion sind keine kurzfristigen Trends, denn die Arbeitswelt ist vielfältiger geworden. Doch wie geht man mit dieser Vielfalt kompetent um? Das Stichwort heisst inklusive Führung. Mit ihr gelingt es Führungskräften, eine wertschätzende Arbeitskultur zu schaffen, in der sich alle zugehörig fühlen und sich alle Talente entfalten können.
Inklusiv führen heisst, die Vorteile und Herausforderungen rund um Vielfalt zu verstehen und einen bewussten Umgang damit zu praktizieren. Wie Führungspersonen mit Vielfalt umgehen, prägt das Arbeitsklima. Grundsätzlich heisst inklusiv führen: Organisationswerte als gemeinsame Basis, respektvolle Gesprächskultur, Fragen stellen, den Dialog fördern, psychologische Sicherheit herstellen.
Um Inklusion im Alltag zu erhöhen, lohnt es sich, typische Arbeitssituationen zu überprüfen: «Wie läuft das genau bei uns? Können sich alle einbringen? Und wie erkenne und fördere ich Talente?» Wichtige Situationen sind z.B. Meetingkultur, Feedbackgespräche, Aufgabenzuteilung, Leistungsbewertungen, Laufbahnentwicklungen, oder hybrides Teamwork. Bei dieser Analyse kann die Unterstützung von D&I-Fachpersonen hilfreich sein.
Die (Arbeits)-Welt verändert sich.
Damit einher geht ein gesellschaftlicher Diskurs über Chancengleichheit, Fairness und Vielfalt. Ein starker Motor dieser Debatte war und ist die Gleichstellung von Frau und Mann. Nach wie vor sind Frauen in mittleren und höheren Führungspositionen unterrepräsentiert, und Mutterschaft führt in den meisten Fällen zu einem Karriere- und Einkommensknick. Im organisatorischen Kontext umfasst Diversity jedoch viele weitere Dimensionen wie z.B. Behinderung, Alter, Bildung, sexuelle Identität/Orientierung, Herkunft etc.
In den meisten Unternehmen ist die Belegschaft also heterogener geworden und die Erwartungen und Ansprüche der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestiegen. Hinzu kommt der Fach- und Arbeitskräftemangel. Der kompetente Umgang mit Vielfalt und die Förderung einer wertschätzenden Kultur sind wichtige Erfolgsfaktoren in einer Arbeitswelt im Wandel. Inklusive Führung ist deshalb eine Kernkompetenz. Damit erhöhen Organisationen ihre Chancen, Talente zu gewinnen und zu halten, und das Potenzial einer vielfältigen Belegschaft zu nutzen.
Inklusion ist die Voraussetzung dafür, dass heterogene Teams gut funktionieren und die Vorteile der Vielfalt zum Tragen kommen. Bei Inklusion geht es um Chancengleichheit, Wertschätzung und Zugehörigkeit. Wertschätzung und Zugehörigkeit sind «weiche» Begriffe, aber wir alle kennen Momente, in denen wir uns nicht wertgeschätzt und zugehörig gefühlt haben. Darunter kann unsere Motivation und Leistungsbereitschaft leiden. Wenn wir uns das vor Augen führen, wird deutlich, wie wichtig diese Themen sind.
Heterogene Teams sind aber nicht automatisch im Vorteil. Neu zusammengesetzte heterogene Teams brauchen zum Beispiel länger, um Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zu überwinden. Gleichzeitig nutzen sie Informationen besser und sind weniger anfällig für Gruppendenken. Mit anderen Worten: Heterogene Teams arbeiten nur dann besser als homogene, wenn es eine gute Inklusions- und Diversitäts-Kompetenz gibt. Insgesamt ist die Datenlage jedoch eindeutig: Vielfältige Teams sind homogenen Teams in vielerlei Hinsicht überlegen.
Führungskräfte müssen kompetent mit der Vielfalt im Team umgehen können, sich ihrer unbewussten Vorurteile bewusst werden – wir alle haben sie – und eine Kultur der Wertschätzung und Offenheit vorleben.
Die folgenden Kompetenzen sind für Führungskräfte grundlegend, um kompetent mit Vielfalt umzugehen und das Potenzial von Vielfalt voll auszuschöpfen:
In der Praxis ist es die Summe der kleinen und grossen Entscheidungen von Führungspersonen, die darüber entscheidet, ob eine Kultur der Inklusion gelebt wird und alle die gleichen Chancen auf (Be-)Förderung und persönliche Entwicklung haben.
Gerade bei Leistungsbeurteilungen und Beförderungen kann der Einfluss von Unconscious Bias problematisch sein. Hier ist Selbstreflexion wichtig: Habe ich objektive Bewertungskriterien, die ich auch begründen und vergleichen kann? Schicke ich z.B. eine Person 55+ noch zur Weiterbildung (Alters-Bias), oder ist Teilzeit ein Beförderungskiller (Teilzeit-Bias?
Studien zeigen, dass Leistung bei Männern und Frauen unterschiedlich bewertet wird. Was tun, um hier möglichst fair und unvoreingenommen zu bleiben?
Der Mutterschafts-Bias beschreibt die unbewusste Annahme, dass Mütter weniger an ihrer beruflichen Entwicklung interessiert und/oder weniger kompetent sind. Wenn wir in Ruhe darüber nachdenken, sehen wir natürlich, dass diese automatische Annahme problematisch ist, aber unbewusst spielen solche Stereotypen eine grosse Rolle.
Das führt dazu, dass Mütter bei Einstellungen und Beförderungen in Führungspositionen weniger berücksichtigt werden und dass sie beim Gehalt schlechter eingestuft werden als Frauen ohne Kinder.
Um dem entgegenzuwirken, ist es hilfreich, wenn sich Führungskräfte zum Beispiel darauf besinnen, die Leistung einer Person zu belohnen und nicht ihre Anwesenheit (da Mütter oft weniger anwesend sind). Wichtig sind klar kommunizierte, objektive Entscheidungskriterien.
Besprechungen sind eine gute Plattform, um zu sehen, wie ein Team funktioniert. Die Qualität der Gesprächskultur gibt gute Hinweise darauf, ob sich alle einbringen können und wie mit Fehlern umgegangen wird. Eine Idee wäre zum Beispiel, dass ein Teammitglied drei Monate lang beobachtet, was in den Besprechungen passiert. Dabei können folgende Punkte beobachtet werden
Sich der eigenen unbewussten Vorurteile oder Vorlieben bewusst zu werden, trägt wesentlich zu einer inklusiven Kultur bei. Das beginnt bei der Selbstreflexion alltäglicher Dinge: Mit wem gehe ich gerne Kaffee trinken und warum? Weil die Person gleich alt ist? Weil sie aus dem gleichen Kulturkreis kommt? Wen frage ich regelmässig nach seiner Meinung und warum gerade diese Person? Nehme ich Teammitglieder, die häufig im Homeoffice arbeiten gleich ernst wie jene, die oft im Büro sind?
Wer sich selbst hinterfragt, entdeckt oft Neues über sich. Diversitäts-Kompetenz bei Führungskräften ist eine Chance: für die einzelnen Teammitglieder, für den Teamerfolg und nicht zuletzt für die Führungskraft selbst. Inklusive Führung ist eine spannende Aufgabe und eine Kernkompetenz in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt. Unternehmen sollten daher ihr Weiterbildungsangebot für Führungskräfte um Trainings zu Diversitätskompetenz und inklusiver Führung ergänzen.
Mehr zu diesem und weiteren Führungstehemen im CAS Leadership & Inclusion.