“The Messenger is the message”, sagt Sibylle Sommerer, Inhaberin Speak GmbH; Trainerin und Coach für Auftritte. Damit meint sie, dass wir als Menschen immer auch eine Botschaft aussenden. Wer wir als Menschen sind, prägt unsere Inhalte.
Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Authentizität. Auch hier ist die Wirkung einer Person als Mensch von grosser Bedeutung. Doch was bedeutet authentisches Auftreten? «Authentisch sein, ist ein Prozess, denn auch ich noch nicht abgeschlossen habe», so Sommerer.
Authentisch lässt sich definieren, als das «tatsächliche Sein», bzw. wenn eine Person weiss, wie sie sich fühlt und damit in Einklang ist. Dies bedeutet jedoch nicht immer «einfach so zu sein, wie man ist», denn neben dem «tatsächlichen Sein» und der gewünschten «Wahrnehmung» gibt es noch eine dritte Komponente: Der moralische Kompass oder die Werte.
Sommerer verdeutlicht dies anhand eines Beispiels: «Ich habe heute schlecht geschlafen und fühle mich müde», sagt Sommerer. Wäre sie jetzt ganz sie selbst, würde sie sich während des Vortrags an eine Wand lehnen, immer wieder gähnen und vor sich hin murmeln. Aber das tut sie nicht. Und warum nicht? Weil es ihr wichtig ist, dass die Leute sie verstehen und sie die Botschaft des Vortrags vermitteln kann. «Wenn ich mit anderen Menschen spreche, möchte ich klar und verständlich sein – das ist ein Wert von mir», sagt Sommerer.
Somit kann es authentischer sein, wenn eine Person sich ein bisschen anstrengt oder anpasst, um ihren Werten zu entsprechen, als wenn sie sich ganz ihrem aktuellen Zustand hingibt: «Eine Person, die sich entlang ihrer Werte verhält, ist authentisch», so Sommerer. Das bedeutet aber auch, dass ein authentischer Mensch nicht immer «einfach so ist, wie er ist», sondern sich auch nach seinem moralischen Kompass richtet.
Woran machen wir unsere Wirkung fest? Studien zeigen, dass nur 7 Prozent der Wahrnehmung auf den Inhalt entfallen. 60 Prozent auf die Körpersprache und 33 Prozent auf die Stimme. «Daraus lässt sich ableiten, dass Körpersprache und Stimme entscheidend sind, wenn man eine bestimmte Wirkung erzielen möchte – wer nicht ausstrahlt, was er sagt, hat es schwer», so Sommerer.
In Bezug auf den Körper sind die Haltung, der Kopf, die Hände, die Gestik, die Kleidung und das Lachen entscheidend. Wer zum Beispiel Blickkontakt hält (auch online), vermittelt Vertrauen. Eine Person, die einem nicht in die Augen schaut, kann hingegen schnell irritierend wirken.
«Der Körper ist auch ein Verräter», sagt Sommerer. Denn manchmal gibt er Dinge preis, die man eigentlich verbergen wollte. Zum Beispiel kann er verraten, dass eine Person unsicher ist, auch wenn die Person versucht, selbstbewusst zu wirken. «Auch hier könnte man sagen, das ist authentisch, weil die Person nervös ist und das auch zeigt. Aber diese Nervosität kann den Inhalt untergraben», so Sommerer.
Betreffend Stimme sind die Intonation, die Pausen, der Atem, das Tempo, die Verständlichkeit und die Emotion relevant. Beispielsweise können bei einem Vortrag bewusst Pausen eingebaut werden, damit die Zuhörenden Zeit haben, das Gesagte zu verarbeiten. «Auch hier wird die Frage aufgeworfen: Bin ich authentisch, wenn ich einfach bin, wie ich bin? Oder bin ich authentisch, wenn ich z.B. bewusst eine Pause einfüge, weil es meinen Werten entspricht?», so Sommerer.
«Wenn ich einen Blazer anziehe, fühle ich mich kompetent. Dies ist ein Beispiel für wie das Äussere das Innere beeinflusst», so Sommerer. Doch es geht auch umgekehrt: Das Innere beeinflusst das Äussere. «Jeder Auftritt hat eine inhaltliche und emotionale Wirkung», fügt sie hinzu.
Aus diesem Grund sei es sehr wichtig, eine klare Haltung einzunehmen, wenn kommuniziert wird. Sommerer schlägt vor, dass man sich vor jedem Auftritt fragt: Welche Haltung habe gegenüber den Zuhörenden? Wie stehe ich zum Thema? Was ist mein Ziel? Wie sieht meine innere Haltung zum Auftritt aus? Und wie stehe ich zu mir selber? Je nachdem kann hier auch ein Reframing nötig sein. Wenn eine Person, z.B. von sich meint, dass sie überhaupt nicht vortragen kann und dies auch nicht möchte, dann könnte sie diese Einstellung hinterfragen und vielleicht ein positiveres Mindset zum Auftritt gewinnen.
Sommerer fasst zusammen, dass der folgende Prozess hilft, um authentischer aufzutreten:
Mehr zum Thema Auftrittskompetenz und weiteren Führungsthemen gibt es im CAS Leadership & Inclusion oder finde weitere RoBe-Event.