Automobilindustrie: Eine Branche im Umbruch

Automobilindustrie
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden verschwinden. Eine Prognose, die vor ein paar Jahren noch sehr waghalsig klang, ist heute salonfähig. Wer sah es kommen und wer nicht? Für Führungskräfte ist es manchmal schwierig, solche Entwicklungen zu antizipieren. Vor allem, wenn sie zu sehr im Alltagsgeschäft eingebunden sind. Weiterbildungen unterstützen Führungskräfte dabei, den Blick auf das grosse Ganze nicht zu verlieren.

Die Automobilindustrie in der Schweiz leistet einen bedeutenden Beitrag zur Wirtschaft des Landes. Die Produktion von Automobilen, Motorrädern und verwandten Produkten macht über 7 Prozent der gesamten Exporte des Landes aus. In der Schweiz befinden sich eine Reihe bedeutender Unternehmen im Bereich der Mobilität, darunter einheimische Firmen wie Rinspeed und micro Mobility Systems, aber auch ausländische Unternehmen mit Niederlassungen im Land wie Toyota, General Motors und BMW.

In den letzten Jahren sah sich die Schweizer Automobilindustrie mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, darunter Lieferkettenengpässe, politische Turbulenzen und Energiemangel. Besonders bedeutend ist die rückläufige Nachfrage nach traditionellen benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen und die zunehmende Konkurrenz durch neuere, effizientere Technologien wie Elektro- und Hybridfahrzeuge. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben sich viele Schweizer Automobilunternehmen auf Innovation und Nachhaltigkeit konzentriert und in die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte und Produktionsverfahren investiert.

Gehört die Zukunft den Elektroautos?

Elektroautos sind in den letzten Jahren in der Schweiz immer beliebter geworden, da immer mehr Menschen nach Möglichkeiten suchen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und Geld für Kraftstoff und Service zu sparen. Gleichzeitig wächst auch die Infrastruktur für Elektroautos und die Schweiz bietet verschiedene Anreize, um den Kauf von Elektroautos zu fördern. Dazu gehören ermässigte Steuern und kostenloses Parken in einigen Städten.

Bald wird diese Entwicklung sogar rechtlich verankert: «Die ersten Verbote von Verbrennungsmotoren werden ab 2025 in Kraft treten, und die EU will ab 2035 keine Neuwagen mehr mit Verbrennungsmotoren», sagt Michael Pfiffner COO bei Juice Technology AG, einem Unternehmen für Lösungen zum Laden von Elektrofahrzeugen. Die Firma hat den Trend offensichtlich früh erkannt und ihr Businessmodell darauf aufgebaut. Als Absolvent des Rochester-Bern EMBA Programms sagt Pfiffner dazu: «Wir führen, indem wir vorausdenken, unsere Vision teilen, Ziele setzen und Vorbild sind. Bei Rochester-Bern habe ich gelernt: Um ein Ziel zu erreichen, braucht man einen belastbaren Plan (einschliesslich eines Plans B und eines Plans C), viel Fingerspitzengefühl, ein tolles Team, Ausdauer und einen guten Sinn für Humor».

Auch die Zahlen lassen am Trend zum Elektroauto keine Zweifel: Gemäss Angaben des Bundesamts für Energie (BFE) ist die Anzahl der Elektrofahrzeuge in der Schweiz in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen: von einigen Hundert im Jahr 2010 auf mehr als 50’000 im Jahr 2020. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mehr als 50 Prozent. 2022 waren gar 110’700 reine Elektroautos in der Schweiz immatrikuliert, was einem Anteil an Personenwagen von 2,3 Prozent entsprach. «Der Trend zur Elektromobilität wird weiter anhalten. Die meisten Hersteller haben hier aufgeholt und sind daran, den Pionier Tesla in seiner bisherigen Führungsrolle anzugreifen», sagt auch Bruno Zurlinden, Delegierter der BELWAG AG BERN, eine Mehrmarken-Autohandels-Firma im Grossraum Bern.

Die Entwicklung scheint somit klar. Verbrennerfahrzeuge werden verschwinden und Elektroautos übernehmen den Markt. Gemäss Pfiffner wird der Wandel radikal und eindeutig: «Auch Hybridfahrzeuge werden aussterben, aus Kostengründen und weil sie sinnlos sind. Schliesslich hat auch Henry Ford nicht mit jedem Auto noch ein Pferd mitgegeben».

Mit Umbrüchen umgehen, dank Weiterbildungen

Vor einer Dekade wurden jene, die den Wandel zu Elektroautos vorhersahen, noch belächelt. Inzwischen hat sich gezeigt, dass Unternehmen in der Automobilbranche, die den Trend zu Elektroautos erkannten oder sich zumindest schnell anpassen konnten, einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil besitzen. Der Umbruch in der Automobilbranche ist hierbei nur ein Beispiel für eine Entwicklung, die Unternehmen vor Herausforderungen stellt und mutiges Vorausdenken erfordert. Die Telemedizin im Gesundheitsbereich, der E-Commerce im Detailhandel oder Fintech in der Finanzbranche sind einige weitere Beispiele von Treibern disruptiver Veränderungen, die aktuell stattfinden.

Ein Beweis dafür, wie wichtig es für Führungskräfte ist, das Grosse Ganze zu sehen, ihre strategischen Richtlinien regelmässig zu prüfen sowie agil und flexibel zu bleiben. Weiterbildungen helfen dabei regelmässig eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen und sich immer wieder zu hinterfragen. Zurlinden hat den CAS Verwaltungsrat bei Rochester-Bern abgeschlossen und erklärt den Nutzen wie folgt: «Oftmals ist man in der täglichen Routine gefangen. Die interessanten, vielfältigen Themen-Module des Zertifikatlehrgangs brachten mich dazu, die Flughöhe auf Verwaltungsratsebene einzustellen und mehr in Richtung Horizont zu denken, als primär vergangenheitsorientierte Zahlen und Fakten zu interpretieren».

Weiterbildungen unterstützen Führungskräften dabei, mit den neuesten Branchentrends und bewährten Verfahren auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn sich beispielsweise ein größerer technologischer oder wirtschaftlicher Wandel vollzieht, der sich auf das Unternehmen oder die Branche einer Führungskraft auswirkt, kann die Weiterbildung die Teilnehmenden dabei unterstützen, das neue Umfeld zu verstehen und Chancen oder Herausforderungen zu erkennen.

Darüber hinaus befähigen sie Manager/-innen darin, Kenntnisse zu entwickeln, die sie benötigen, um sich an Veränderungen in ihrer Rolle oder ihrem Unternehmen anzupassen. Wird eine Führungskraft beispielsweise in eine neue Position mit anderen Aufgabenbereichen befördert, kann die Weiterbildung ihr helfen, sich schnell die Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, die sie braucht, um in ihrer neuen Rolle erfolgreich zu sein.

Führungskräfte lernen auch, die nötige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu entwickeln, um mit der Unsicherheit und Unklarheit umzugehen, die häufig mit Wandel einhergehen. Dabei ist auch der Austausch mit anderen Teilnehmenden ein wichtiges Element: «Die unterschiedliche Herkunft der Teilnehmenden in Bezug auf Ausbildung und Branche ermöglichen eine erweiterte Herangehensweise an Problemstellungen», so Zurlinden. Führungskräfte lernen dadurch vielfältig und strategisch zu denken, um angesichts der Ungewissheit wirksame Entscheidungen zu treffen, was für die Bewältigung von Veränderungen im Unternehmen ein wertvoller Vorteil sein kann.