Eigenlob stinkt nicht. Im Gegenteil: Wer über seine Erfolge spricht, teilt auch Wissen und lässt andere teilhaben. «Die meisten Menschen haben Angst, arrogant zu wirken, wenn sie Self Branding betreiben, doch diese Angst ist unbegründet», sagt Wüst. Man muss nur wissen, wie:
Selbstführung ist die Grundlange für Self Branding. Eine Person muss sich selber kennen, bevor sie sich verkaufen kann. «Selbstvermarktung ist kein Wunschkonzert: Ich entscheide nicht einfach, was ich sein möchte, um es dann zu verkaufen, sondern ich muss erst einmal verstehen, was mich ausmacht – erst dann kann ich dies an die Leute bringen», so Wüst. Gemäss dem Motto: Man kann nichts verkaufen, das man nicht hat.
Selbstverständlich können Menschen viele Dinge lernen. Im Branding ist es allerdings zielführender, sich auf jene Elemente zu fokussieren, die man bereits gut kann. «Wer alles für alle sein will, ist für niemanden das Richtige», so Wüst. Der Mut, sich auf seine Qualitäten zu fokussieren, ist im Branding zentral.
Wird dieser Gedankengang weiter gezogen, sei Self Branding ein Schlüsselelement der Diversität, erklärt Wüst weiter. Bei Diversität gehe es darum, alle Leute zu integrieren: «Jeder darf in seiner Einzigartigkeit sein wie er will, und beim Branding wird diese Einzigartigkeit dann zusätzlich noch kommuniziert», so Wüst.
Das 13 Elemente des Self Branding Model by Petra Wuest® hilft Personen zu ihrem eigenen Branding zu finden:
Es beginnt mit der Markenidentität und dem Blick auf sich selber. Die USP (Unique Selling Proposition) sind die funktionalen Verkaufsargumente – beim Menschen die Stärken. Die Darstellung zeigt, dass sich diese Elemente auf dem Eisberg oberhalb des Wassers befinden, weil sie sichtbar sind. Unterhalb befinden sich die weniger sichtbaren Elemente, wie der ESP (Emotional Selling Proposition) und das Marken Mantra: Ein persönlicher Leitsatz, der besagt, wie eine Person wahrgenommen werden und sich verhalten möchte.
Ist die Markenidentität geklärt, kann man einen Blick auf das Markenleitbild werfen. Es beginnt mit der Zielsetzung, dem «Top of Mind» – der Frage: «Woran sollen Leute denken, wenn sie meinen Namen hören?». Hinzu kommen das Netzwerk und die Frage: «Welche Beziehungen pflege ich zu welchen Leuten?». Die «Leistungen» beantwortet die Frage: «Was mache ich?» Und auch das Verhalten trägt zur Markenidentität bei: «Wir werden an unserem Verhalten gemessen», so Wüst.
Auf der anderen Seite steht die Markenkommunikation. Wie der Name vermuten lässt, zeigen diese Elemente, wie die Marke gegen aussen kommuniziert wird. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Eine Geschichte über sich selber erzählen, mit Markenzeichen wie Farben, Frisur, Redeart usw. arbeiten (Wüst selbst trägt immer Rot), einen kurzen Pitch über sich selber kreieren usw.
Die Contribution-Visibility-Matrix befasst sich näher mit dem Punkt «Leistungen» des Leitbildes und antwortet auf die Frage: Was mache ich? Sie unterscheidet vier Bereiche:
Aufgaben, die weder erwartet noch von den anderen als wichtig wahrgenommen werden, sind Ballast und sollten vermieden werden. «`Niemand wollte diese Arbeit erledigen, also habe ich es gemacht`lauten oft Aussagen von Personen, die an Ballast arbeiten», sagt Wüst. «Mein Rat an euch: Tut dies nicht!», fügt sie hinzu. Dabei betont sie, dass diese Matrix eine Marketingbetrachtung ist. «Es geht nicht darum, eure Arbeit zu bewerten in ‘gute Arbeit’ oder ‘schlechte Arbeit’. Die Frage ist immer: Kann ich sie verkaufen? Macht mich diese Leistung sichtbar?» Es folgen solide Leistungen, die erwartet werden, mir bei meinen Stakeholdern aber keine Extrapunkte einbringen. «Das sind Arbeiten, für die du bezahlt wirst, aber die nicht gesehen werden, weil sie als selbstverständlich gelten», erklärt Wüst.
Mehr erreicht wird durch Arbeiten, die einen Mehrwert bieten. Auf diese sollten wir uns konzentrieren, denn sie werden gesehen und wahrgenommen und bieten sowohl dem Unternehmen als auch mir selbst einen Nutzen. Zum Schluss kommen noch jene Aufgaben, die verblüffend sind und viele Extrapunkte bringen. «Diese Heldentaten kommen nicht oft vor, denn sie sind teils auch mit Risiko verbunden. Es sind meist Möglichkeiten, die sich bieten und die man ergreifen sollte, wenn man sie hat», so Wüst.
Die Modelle zeigen, dass es bei Self-Branding nicht darum geht, egoistisch oder prahlerisch zu sein, sondern dass Menschen, die sich selber kennen und ihre Stärken nutzen und hervorheben, auch mehr Mehrwert für ihre Mitmenschen und das Unternehmen schaffen.
«Mache dich nicht klein», sagt Wüst. Sie meint damit physisch, wie auch verbal: Eine geduckte Haltung, bei der man sich versteckt, führt dazu, dass das Gesagte nicht ernst genommen wird. Aussagen wie «eigentlich» oder «vielleicht» sind Saboteure, welche Aussagen ebenfalls schwächen. Dies gilt es zu vermeiden.
Als Übung rät Wüst den Zuhörenden, jeden Tag jemandem etwas Positives über sich zu erzählen. «Dein Hirn wird dadurch mehr auf das Positive fokussieren und gleichzeitig lernst du, Eigenlob auszusprechen», erklärt sie.
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