Innovation leben statt « nur » fördern

Innovation leben statt « nur » fördern
Innovationsfähigkeit war noch nie so wichtig wie heute. «Eine starke Innovationskultur ist der Erfolgsfaktor Nummer eins für KMU in der Schweiz», sagt Chris Rosser, CEO der haar-werk.ch AG und Gastreferent bei der Business School Rochester-Bern.

Von der Idee zur DNA: Wie Unternehmen echte Innovationskultur schaffen.

Durch den technologischen Wandel, veränderte Kundenbedürfnisse und wachsendem Wettbewerb ist es für Unternehmen entscheidend, eine lebendige und gelebte Innovationskultur zu entwickeln – dies hilft insbesondere KMU, flexibel zu bleiben, neue Geschäftsfelder zu erschliessen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie lässt sich eine solche Kultur nachhaltig im Unternehmen etablieren? Was braucht es, um Kreativität und Mut tief in der DNA des Unternehmens zu verankern? Wie das gelingen kann, zeigen folgende Ansätze:

Innovation als Teil der Unternehmenskultur

Viele KMU sind stark durch ihre Gründerpersönlichkeit oder eine lange Tradition geprägt — was einerseits Stabilität bietet, andererseits aber auch zu einem «So haben wir das immer gemacht»-Denken führen kann. Will ein Unternehmen jedoch langfristig innovativ und erfolgreich sein, muss es Innovation als Teil seiner Kultur verstehen und zulassen. Innovationskultur bedeutet weit mehr als ein Innovationslabor mit Kickertisch oder einen einmaligen Design-Thinking-Workshop. Sie beschreibt vielmehr die Haltung, mit der eine Organisation Neues ermöglicht: wie Menschen zusammenarbeiten, wie sie mit Fehlern umgehen und wie offen sie für Experimente sind.

Positive Fehlerkultur

Eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur ist dabei entscheidend. Ideen sollten nicht nur «top-down», sondern auch «bottom-up» entstehen. Das heisst: Mitarbeitende auf allen Ebenen müssen gehört und ernst genommen werden. «Innovation hat sehr viel mit Scheitern und mit Mut zu tun. Wer nicht mutig ist, ist auch nicht innovativ», ergänzt Rosser. Vertrauen und eine positive Fehlerkultur sind dabei zentral, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich sicher fühlen, Neues auszuprobieren, Risiken einzugehen und offen mit Fehlern umzugehen.

Was, wenn gerade der Fehler der entscheidende Fortschritt ist? Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie das gelingen kann: Ein Mitarbeiter in einem KMU versendet versehentlich ein Angebot mit falschem Preis. Statt Schuldzuweisung gibt es ein kurzes Teamgespräch: Was war die Ursache? Wie kann man es künftig vermeiden? Daraus entsteht eine einfache Checkliste – der Fehler wird zum Auslöser für eine nachhaltige Verbesserung.

Arbeitsräume kreativ denken

Ein effektiver Weg, Kreativität im Unternehmen zu fördern, ist die Gestaltung inspirierender Arbeitsumgebungen. Bequeme Sitzmöglichkeiten, reichliches Tageslicht und ein angenehmes Raumklima fördern das, was Unternehmen am meisten brauchen: frische Ideen. Ein durchdachtes Bürokonzept mit flexibel nutzbaren Bereichen lädt zum Austausch und gemeinsamen Denken ein. Kreativität lebt vom Dialog – ebenso wie von der Möglichkeit zum Rückzug. Ruhige, abgeschirmte Bereiche für fokussiertes Arbeiten schaffen den Freiraum für ungestörtes Denken und mutige Ideen.

Kultureller Wandel beginnt an der Spitze

Geschäftsleitung und Führungskräfte nehmen eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, Innovationsstrategien zu leben. Sie müssen Innovation nicht nur strategisch mitdenken, sondern aktiv «mit Herz und Seele und allem, was sie haben vorleben. Denn wenn sie es nicht vorleben, können Sie auch nicht erwarten, dass andere es machen», betont Rosser. Nur auf diese Weise kann eine Kultur entstehen, die neue Ideen fördert und langfristig trägt.

Pilot-Projekte

Die Verankerung einer Innovationskultur steht vor verschiedenen Herausforderungen. Eine Zentrale ist die fehlende Umsetzungskraft: «Viele schlagen gute Ideen vor, ziehen sie aber nicht durch. Es wird viel geredet, aber wenig umgesetzt. Deshalb bin ich ein Fan von Pilot-Projekten», sagt Rosser. Ein Beispiel ist das Restaurantkonzept Mister Cordon in Adelboden – eines seiner Pilot-Projekte, das in den kommenden Jahren in weiteren Regionen der Schweiz und Europa ausgerollt werden soll. Denn: Innovation und Fortschritt entstehen nicht am Schreibtisch, sondern im Handeln, im Ausprobieren, im direkten Kontakt mit der Realität. Oder wie Rosser es ausdrückt: «Das Leben spielt anders und kann nicht in einer Excel-Tabelle oder in einem Businessplan abgebildet werden – sondern in einem Pilot-Projekt.»

Weiterbildung gezielt als Innovationshebel nutzen

Innovation entsteht nicht nur aus innerem Antrieb – oft ist sie eine Reaktion auf den technologischen Wandel. Geschäftsmodelle, die gestern noch funktionierten, geraten heute durch neue Technologien ins Wanken. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeitende kontinuierlich dazulernen. Regelmässige Weiterbildungen halten Mitarbeitende fachlich und methodisch auf dem neuesten Stand. So erweitern sie laufend ihre Fähigkeiten, werden mutiger, kreativer und arbeiten effizienter an neuen Ideen. Die Master Class «Innovation & Entrepreneurship» von Rochester-Bern beispielsweise vermittelt wertvolle Impulse zum technologischen Wandel und Innovation und bietet moderne Werkzeuge, um technologische Disruptionen zu bewältigen. Rochester-Bern unterstützt auch in anderen Themenfeldern wie Leadership, Finanz-Management und digitale Transformation. 


Fazit

Der Aufbau und die Pflege einer echten Innovationskultur im Unternehmen sind grundlegende Voraussetzungen, um Innovationen nachhaltig zu fördern. Entscheidend ist, dass Innovation nicht nur gefördert, sondern gelebt wird – durch Führung, Räume, Austausch, Vertrauen und konkretes Handeln. Denn nur was im Alltag verankert ist, wird Teil der DNA eines Unternehmens.

Dieser Artikel wurde im Handelszeitung veröffentlicht.