In absehbarer Zukunft werden Künstliche Intelligenz und Roboter weite Bereiche menschlicher Arbeit übernehmen. Welche Folgen hat das für die Menschheit? In nur 45 Minuten erläuterte Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger diese Frage während eines Mittagstalks – dieser Beitrag fasst seine wichtigsten Gedanken und Lösungsvorschläge zusammen.
Beim RoBe-Connect am vergangenen Donnerstag drehte sich alles um die folgende Frage: Welchen Einfluss haben datenbasierte Systeme (DS) auf bezahlte menschliche Arbeiten? Laut Kirchschläger führen sie zu einer massiven Reduktion bezahlter beruflicher Aufgaben für Menschen. In seinem neuen Buch «Ethics and the Digital Transformation of Human Work» betont der Ethiker Peter G. Kirchschläger, dass eine massive Reduktion bezahlter Arbeit nicht zwangsläufig negativ sein muss, wenn Wirtschaft und Gesellschaft neu gedacht werden.
Als Antwort schlägt Kirchschläger ein bedingtes Grundeinkommen vor, eingebettet in sein Modell SERT (Society, Entrepreneurship, Research, Time). Dieses Grundeinkommen soll so bemessen sein, dass ein menschenwürdiges Leben möglich bleibt. Als Gegenleistung könnten Bürgerinnen und Bürger sogenannte «Society-Time» leisten. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten von gesamtgesellschaftlichem Wert, die sie frei wählen können.
Eine bezahlte berufliche Tätigkeit geht über die finanzielle Absicherung hinaus. Sie hat eine identitätsstiftende Funktion, strukturiert den Alltag und verleiht ihm Sinn. «Wenn man bei einem Apéro gefragt wird, was man im Leben macht, denkt man kaum an Hobbys wie Fussball, meist sprechen wir über unsere Arbeit», so Kirchschläger. Zugleich stärkt Arbeit den gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie Menschen miteinander in Kontakt bringt, selbst dann, wenn sie sich nicht besonders sympathisch sind.
In manchen Bereichen übertreffen Maschinen den Menschen bereits deutlich, etwa im Umgang mit grossen Datenmengen oder bei logischen Schlussfolgerungen. Auch bei der Dokumentation und Archivierung sind sie effizienter. Im Lebensmittelhandel übernehmen zunehmend automatisierte Kassensysteme die Arbeit von Menschen, nicht um sie zu entlasten, sondern um sie zu ersetzen. Dadurch gehen Arbeitsplätze verloren.
In anderen Formen der Intelligenz, insbesondere der emotionalen und sozialen, stossen datenbasierte Systeme jedoch an ihre Grenzen. Sie können menschliches Verhalten zwar nachahmen, erreichen aber nicht die Qualität echter Empathie und Authentizität.
«Man kann einen Pflegeroboter so trainieren, dass er weint, sobald ein Patient weint. Der Roboter wird das sehr gut machen. Aber er wird nichts dabei empfinden, nicht einmal Gleichgültigkeit. Er wird nur tun, was man ihm gesagt hat», sagt Kirchschläger. Maschinen können keine eigenen moralischen Urteile fällen. Menschen hingegen sind fähig, selbst zu erkennen, was richtig oder falsch ist.
Die digitale Transformation wirft grundlegende Fragen für unsere Gesellschaft auf: Was bleibt vom Wert menschlicher Arbeit, wenn Maschinen immer mehr Aufgaben übernehmen? Kirchschläger plädiert dafür, diesen Wandel nicht passiv hinzunehmen, sondern aktiv und ethisch zu gestalten. Mögliche Ansätze sind das bedingte Grundeinkommen und die «Society-Time», die Würde, Teilhabe und Verantwortung auch in einer automatisierten Zukunft sichern sollen.
Sie möchten tiefer in die Welt der Künstlichen Intelligenz eintauchen? Dann verpassen Sie nicht unsere nächste Online-Infoveranstaltung am 29. Oktober 2025 um 12:15 Uhr. Prof. Dr. Marc K. Peter präsentiert den CAS Digital Acceleration & AI und zeigt, wie Sie die Chancen der digitalen Transformation aktiv nutzen können.