Evidenzbasiertes Diversitäts-Management – Was wirklich funktioniert

Fabiola Gerpott spricht über Generation XYZ
Führen diverse Teams zu besseren Leistungen? Helfen Führungskräfte-Trainings Frauen, die Karriereleiter hochzuklettern? Sind Quoten sinnvoll? Die Antworten von Prof. Dr. Fabiola H. Gerpott sind überraschend und nachvollziehbar zugleich.

Prof. Dr. Fabiola H. Gerpott  ist Professorin für Leadership und unterrichtet im CAS Leadership & Inclusion von Rochester-Bern. Sie setzt sich für ein evidenzbasiertes Diversitätsmangement ein und untersucht anhand von Forschung, welche Massnahmen wirklich funktionieren. In ihrer Arbeit räumt sie mit Klischees und Mythen auf.

Sind Unternehmen mit diversen Mitarbeitenden produktiver? «Es kommt darauf an», lautet die Antwort von Gerpott. Die Forschung zeigt, dass im Durchschnitt kein Effekt zu erkennen ist. Wer genauer hinschaut, erkennt aber eine grosse Spannbreite: Viele diverse Teams sind überdurchschnittlich produktiv, wogegen andere klar unterdurchschnittlich abschneiden – womit sich im Schnitt ein Nulleffekt ergibt. Wie kommt es dazu? «Diversität kann einen stark positiven Effekt haben, wenn das Management diese richtig einbringt. Die Wirkung ist dagegen negativ, wenn Diversität undurchdacht einfach aufgezwungen wird», erklärt Gerpott.

«Es ist nichts als natürlich, dass sich Menschen von Leuten angezogen fühlen, die ihnen ähnlich sind», fährt Gerpott weiter. Minderheiten haben es in Unternehmen deshalb schwierig, wenn sie nicht aktiv unterstützt werden. Schafft es ein Unternehmen aber unterschiedliche Mitarbeitende zu integrieren, sodass eine elaborierte Diskussion stattfindet, mit vielen unterschiedlichen Perspektiven, die zu einem gegenseitigen Verständnis führt, dann entstehen daraus besseren Entscheidungen und Ergebnisse.

Klarer fällt die Antwort auf die Frage aus, ob Frauen durch Führungskräftetrainings gefördert werden können. Hier zeigt die Forschung nämlich, dass das gleiche Verhalten von Frauen anders wahrgenommen wird als bei Männern. «Der gleiche Blick bei einer Frau kann als arrogant und wütend interpretiert werden, während er bei einem Mann als konzentriert und seriös wahrgenommen wird», so Gerpott. Frauen – oder anderen Minderheiten – einfach Verhaltensweisen beizubringen, ignoriert den Fakt, dass die Wahrnehmung und Erwartungen an unterschiedliche Personengruppen anders sind.

Die heiss diskutierte Quoten-Frage ist wiederum etwas zweideutiger, denn es gibt zwei gegensätzliche Effekte: Einerseits können Quoten dazu führen, dass die unterstützten Gruppen von sich selbst das Gefühl erhalten, dass sie eine Position oder einen Erfolg nicht wirklich verdienen. Und auch die Aussenwahrnehmung kann dadurch negativ beeinflusst werden: «Diese Person hat den Job nur erhalten, weil sie eine Frau ist», sind typische Aussagen, die in dieser Richtung gehen. Gleichzeitig kann aber z. B. eine Frauen-Quote langfristig dazu führen, dass junge Frauen nachziehen, weil Vorbilder entstehen, die ihnen helfen, sich mehr zuzutrauen.

Die Thematik ist also nicht ganz einfach. Hinzu kommt, dass bis anhin in der Schweiz, mehrheitlich die Genderfrage – Mann/Frau – erforscht wurde. Andere Dimensionen der Diversität fehlen noch: Menschen mit Behinderungen, sexuelle Orientierung, Personen mit einem Migrationshintergrund, um nur einige zu nennen. Es bleibt also spannend! Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte und sich auch konkrete Lösungsvorschläge wünscht, bekommt diese in unserem CAS Leadership & Inlusion.