Führung aus Extremsportlersicht

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Gute Führung ist sowohl im Bergsteigen als auch im Büro entscheidend. Der Extremsportler Dani Arnold teilt seine Erfahrungen.

Seit 20 Jahren bringt Dani Arnold Leute sicher auf Berge. Der Extremsportler hält alle Geschwindigkeitsrekorde im Free-Solo-Klettern der sechs Nordwände der Alpen. Er arbeitet als Bergführer und unternimmt mehrere Expeditionen im Jahr. Zudem ist er Markenbotschafter von Rochester-Bern. In unserem Mittagstalk hat er einen Einblick in die Führung in der Welt der Berge gegeben. Folgende Erkenntnisse, die auch im Büro gelten, hat der Alpinist mitgegeben:

Argumente statt Alphatiergehabe

«Wenn immer zwei gleichzeitig entscheiden wollen, geht gar nichts. Manchmal muss ich mich deshalb bewusst zurücknehmen», so Arnold. Wenn er mit Kollegen auf dem Berg ist, achtet er darauf, dass der Umgang auf Augenhöhe bleibt und er sich die Führung mit seinen Partnern teilt. «Wenn es zu Unstimmigkeiten kommt, dann gewinnt das bessere Argument. Für Alphatiergehabe ist hier kein Platz», so Arnold. Auf dem Berg kann es zu gravierenden Unfällen kommen, wenn das Ego vor rationale Entscheidungen gestellt wird – und genauso ist es auch in der Arbeitswelt: Die Arbeit sollte dem Erfolg des Unternehmens dienen und nicht dem Ego.

«Wenn ich denke, ich weiss alles, dann ist dies das Ende»

Auch wenn Dani Arnold bereits seit über 20 Jahren als Bergführer arbeitet, bleibt er bescheiden: «Es gibt noch so vieles, das ich nicht weiss und nicht kann», sagt er. Wer denkt, dass er alles weiss, bleibt stehen. Nur wer offen durch die Welt geht und sieht, was es noch alles zu entdecken, zu lernen und zu verbessern gibt, kommt weiter.

Neugierig bleiben

«Wenn ich vor einem Berg stehe und ich sehe, dass es einen Weg gibt, über den schon viele hochkamen, dann ist mein erster Gedanke: Könnte ich dies nicht auch anders machen? Was wenn ich von der anderen Seite hochklettere?», so Arnold. Es ist bereichernd Dinge anders zu tun, als andere und seinen eigenen Weg zu gehen. «Man muss Neues ausprobieren. Nur so bleibt das Leben spannend», so Arnold.

Sich von fachfremden Personen hinterfragen lassen

Naivität kann ein Vorteil sein und dabei helfen, Dinge wieder von Grund auf zu hinterfragen. «Manchmal fragt mich ein Gast beim Klettern: Warum machen wir genau hier Halt? Oder: Warum nimmst du dieses Seil und nicht das andere? Diese Fragen zwingen mich dazu, mir zu überlegen, warum ich die Dinge so tue, wie ich sie tue und vielleicht ganz neue Wege zu finden», so Arnold. Offen zu sein für jegliches Feedback kann der Schlüssel zu mehr Effizienz und Optimierung sein.

Selbst lernen lassen

«Beim Klettern mit Gästen lasse ich diese manchmal vorausgehen», so Arnold. Menschen lernen viel besser, wenn sie eine Herausforderung selbst meistern und die Lösung erarbeiten müssen. Würde Dani Arnold seinen Leuten immer sagen, wie sie vorgehen sollen, würden wären sie viel weniger aufmerksam. Auch als Führungskraft ist es sinnvoll, dem Team Verantwortung abzugeben, damit die Personen beginnen, sich in die Thematik hineinzudenken, und schneller selber handlungsfähig werden.

Ehrlichkeit und Schwäche zeigen

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist Ehrlichkeit essenziell – und zwar nicht nur in Bezug auf Fakten, sondern auch auf die eigene Befindlichkeit. «Wenn du Angst hast oder unsicher bist, solltest du das einem Partner auf Augenhöhe sagen. Die Person findet es so oder so heraus, wenn sie ebenfalls kompetent ist», so Arnold. Ein ehrlicher Umgang im Team hilft dabei, Probleme anzugehen, und stärkt den Zusammenhalt. Voraussetzung ist, dass Aussagen, bei denen man sich verletzlich zeigt, im Team bleiben.