Inklusion – «Den Menschen mit seinen Fähigkeiten sehen»

20240708_picture_blindspot
Rochester-Bern arbeitet ab sofort mit Blindspot zusammen und setzt damit ein Zeichen für mehr Inklusion. Kristina Grbesic, Co-Geschäftsführerin von Blindspot, erklärt, was Inklusion für Führungskräfte bedeutet und warum es sich dabei um ein Mindset handelt.

Rochester-Bern bietet neu das Catering von der Fabrique28, einem inklusiven Gastronomiebetrieb von Blindspot, in seinen Programmen an und leistet damit einen Beitrag zu mehr Inklusion. Denn Blindspot ist eine Fachstelle für Inklusion, zu der ein ganzer Blumenstrauss an Gastronomiebetrieben, inklusiven Arbeitsmarktprojekten, Pop-up-Stores, inklusiven Wohnprojekten sowie Jugendcamps mit Freizeitaktivitäten für Kinder- und Jugendliche gehört. «Das Catering bei Rochester-Bern bedeutet mehr Sichtbarkeit für Inklusion – unser sehr vielfältiges Team kann beweisen, wie hochwertig die Arbeit von Menschen mit Beeinträchtigung ist», sagt Kristina Grbesic. Rochester-Bern bietet seinerseits den Studiengang «CAS Leadership & Inclusion» an, durch die Partnerschaft mit Blindspot wird das Thema Inklusion für die Studierenden auf einer ganz anderen Ebene erlebbar.

Inklusion ein Führungsthema

«Menschen mit Beeinträchtigungen sind eine Ressource für unsere Gesellschaft und können sinnvoll in den ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden», sagt Grbesic. Das war schon vor dem Fachkräftemangel so, gewinnt aber durch ihn an Bedeutung. Inklusive Führung betrifft nicht nur Menschen mit Beinträchtigung, sondern alle, sie ist eine Grundhaltung: «Es geht darum, sich auf die Stärken der Menschen zu konzentrieren und das Team so zusammenzustellen, dass die Ziele bestmöglich erreicht werden», erklärt Grbesic. Eine Haltung, die nicht nur soziale Aspekte berücksichtigt, sondern letztlich auch für mehr Wirtschaftlichkeit sorgt.

Doch wie können Führungskräfte mehr Inklusion fördern? Laut Grbesic geht es vor allem darum, offen für das Thema zu sein – auch auf strategischer Ebene und Ressourcen für den Bereich zu sprechen. Diese könnten dann genutzt werden, um Arbeitsplätze entsprechend zu gestalten oder die Kommunikation auf Inklusion auszurichten. «Das fängt schon bei der Stellenausschreibung an», sagt Grbesic. Unternehmen können sich dabei auch externe Hilfe holen, sei es von Fachstellen oder von Unternehmen wie Blindspot oder Weiterbildungen wie der CAS Leadership & Inclusion von Rochester-Bern.

Vorurteile abbauen

«Wie oft kommen Sie mit Personen mit Beeinträchtigungen in Kontakt?», fragt Grbesic. Die meisten Menschen viel zu selten, denn wir leben in einem separativen System, in der diese Menschen noch nicht ausreichend in den gesellschaftlichen Alltag inkludiert sind. Indem wir Begegnungen schaffen, können wir Stereotype abbauen. «Wir kommen mit den Menschen in Kontakt, stellen Fragen, tauschen uns aus und werden offener. Das passiert zum Beispiel auch, wenn wir bei Rochester-Bern das Catering anbieten – es wird ein Begegnungspunkt geschaffen», fügt sie hinzu.

Jede Person kann zu mehr Inklusion beitragen, indem sie versucht Vourteile abzubauen: «Es gibt viele Bereiche in denen Personen mit Beeinträchtigung viel selbstständiger sind, als man denkt», sagt Grbesic. Beispielsweise würden viele denken, dass Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung grundsätzlich langsamer seien, aber das sei nicht unbedingt der Fall. Auch der Betreuungsaufwand von Menschen mit Beeinträchtigungen würde oft überschätzt. «Viel zu häufig sehen wir zuerst die Beeinträchtigung und dann die Person mit ihren Fähigkeiten – das sollten wir umkehren», so Grbesic.

Inklusion bedeutet eine gesunde Fehlerkultur

Inklusion geht über die Arbeit mit Personen mit Beeinträchtigungen hinaus: Es ist eine Haltung gegenüber allen Menschen und dazu gehört insbesondere eine gesunde Fehlerkultur. «Eine Kultur, in der den Menschen keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, sondern in der sie die Möglichkeit haben, Dinge auszuprobieren. So werden Menschen ermutigt, sich etwas zuzutrauen und denken nicht, dass sie von Anfang an alles richtig machen müssen», schliesst Grbesic.