Metaverse – Fiktion oder Chance für Unternehmen?

Teilnehmerin des Refreshers zum Metaversum mit 3D-Brille
Grosse 3D-Brillen, Landkäufe in virtuellen Welten und Snapchat-Filter: Was haben sie mit dem Metaverse zu tun? Und welche Möglichkeiten haben Unternehmen, die neue Geschäftschancen im Metaverse ausprobieren wollen? Der folgende Beitrag bietet einen Einblick.

Autorin: Amélie Lustenberger, Communication Manager, Rochester-Bern

Was ist das Metaverse? Selbst Expertinnen und Experten sind sich nicht einig. Bedrija Hamza, Senior InnoTech Lead bei Viseca erklärt es wie folgt: «Das Metaverse ist aktuell wie das Internet zu seinen Anfängen. Heute verbinden wir das Internet mit dem ‘World Wide Web’, doch zu Beginn war noch unklar, dass sich das ‘www’ durchsetzen würde. Es standen noch Alternativen im Raum, das Konzept war schwammig und gewisse Personen haben auf das falsche Pferd gesetzt». Genau wie beim Internet, wird sich beim Metaverse erst noch zeigen, was sich, in welcher Version, schlussendlich behauptet.

Trotzdem versuchen sich einige bereits an einer Definition. «Das Metaverse ist eine offene, frei zugängliche Plattform, auf der Leute sich vernetzen und Content hinterlegen können. Es ist eine Abbildung der physischen Welt im virtuellen Raum», sagt Prof. Dr. Fabian Schär, Professor for DLT (Blockchain) and Fintech an der Universität Basel. In dieser Definition wird das Element der Interaktion hervorgehoben. So gesehen ist das Phänomen Metaverse auch bereits älter und Spiele wie Fortnite, Minecraft oder World of Warcraft können durchaus als einfache Versionen davon betrachtet werden.

Mit dem Metaverse kommt sehr wahrscheinlich etwas Grosses auf uns zu, das im Moment noch nicht fassbar ist. «Aktuell herrscht eine grosse Diskrepanz zwischen dem, was beworben wird und dem, was im Moment möglich ist», so Florian Müller, CEO & Co-Founder, Software Brauerei, einer Agentur für digitale Transformation. «Über das Thema wird viel berichtet, geschrieben und spekuliert, doch wenn man schaut, was es effektiv bereits gibt, landet man oft auf verpixelten Seiten mit ein paar 200 Teilnehmenden», fügt er hinzu. All dies macht es schwierig, das Phänomen zu verstehen. Einen Einblick in einzelne Elemente, die mit dem Metaverse verbunden werden, kann helfen:

Die 3D-Virtual-Reality-Brillen

Wer nach «Metaverse» googelt, findet schnell Bilder von Menschen, die grosse klobige 3D-Brillen tragen. Diese Brillen bieten unterschiedliche Möglichkeiten. Einerseits kann man mit ihnen in ganz neue virtuelle Welten eintauchen, z. B. in eine Traumwelt mit Wäldern und Fabelwesen – in die sogenannte virtuelle Realität (Virtual Reality). Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass die Brille die effektive Umgebung zeigt und darin noch virtuelle Elemente hinzufügt, z. B. ich sehe den Raum, in dem ich mich befinde und darin taucht eine virtuelle Tabelle oder eine Gestalt auf, die durch die Brille in die reale Umgebung projiziert wird. In diesem Fall sind wir bei dem, was wir Augmented Reality nennen. Die dritte und letzte Möglichkeit, ist sehr ähnlich wie Augmented Reality, nur, dass hier mit den virtuellen Elementen interagiert werden kann, also z. B. wenn die Möglichkeit besteht, in die virtuell erschienen Tabelle etwas reinzuschreiben, dann sind wir in der Mixed Reality.

Hierbei ist spannend, dass die Geschichte dieser Brillen relativ alt ist und bis in die 70er Jahre zurückgeht. Zudem gibt aus auch ohne Brille die Möglichkeit, in Augmented und Mixed Reality einzutauchen. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Snapchat Filter, bei denen eigene Fotos und Videos mit virtuellen Elementen, wie Hasenohren und Katzennasen verziert – oder je nach Geschmack- verunstaltet werden können.

Eine sehr konkretes Anwendung, die zeigt, dass es sich bei diesen Brillen nicht nur um Spielereien handelt, sind holografisch navigierte Operationen. Hierbei wird Augmented Reality dazu genutzt, Operationen schneller, effizienter und sicherer durchzuführen. Das funktioniert wie folgt: Hilfreiche 3D-Darstellungen, werden während der Operation direkt im Operationsfeld angezeigt. Beginnt die Operation mit einem Schnitt von 12 Zentimetern, dann wird die optimale Linie des Schnittes auf dem Bauch des Patienten über die 3D Brille dargestellt, sodass der Arzt dieser nur noch folgen muss. Eine beeindruckende Anwendung, die bereits eingesetzt wird und zeigt, wie viel Potenzial in diesen Technologien steckt.

Doch sind diese Beispiele bereits das Metaverse? Ist man mit einer Virtual Reality-Brille im Metaverse? Oder handelt es sich dabei nur um eine abgeschottete App, die eine Virtual Reality-Brille verwendet? Gemäss Prof. Dr. Fabian Schär fehlt in diesen Fällen das Element der Vernetzung, die in seiner Definition des Metaversums essenziell sind.

Virtuelle Welten als Marktplatz

Ganz klar im Bereich des Metaverses sind wir, wenn wir uns die virtuellen Welten, wie Decentraland, The Sandbox, NFT World oder Crypto Voxels (um nur einige zu nennen) anschauen. Es handelt sich dabei um virtuelle 3D-Plattformen, die eine Welt darstellen. Personen können sich darin als Avatar bewegen und z. B. Land und Immobilien kaufen. Das Gleiche gilt auch für Unternehmen, die dort Land mieten oder kaufen können. Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt: Es können Partys veranstaltet, Gespräche geführt und gehandelt werden.

Was können Unternehmen nun konkret in diesen virtuellen Welten machen? Als Erstes muss hierzu nochmals betont werden, dass nichts, das aktuell mit dem Metaverse zu tun hat, sicher ist. Alle Ausgaben in solche Projekte sind mit Risiken verbunden. «Auch wenn es aktuell viele Investoren gibt, kann es bei allen Metaverse-Projekten sein, dass sie sterben. Wenn die Produkte nicht gekauft werden und ihnen das Geld ausgeht, dann stürzen sie ein», sagt Hamza.

Unternehmen, die sich für das Thema interessieren und das Risiko eingehen wollen, können folgendes tun: Sich ein Metaverse ihrer Wahl aussuchen und dort einen Verkaufsraum kaufen oder mieten, um die eigenen Produkte oder Dienstleistungen anzubieten. Hierbei ist auch ein bisschen Kreativität gefragt. «Nehmen sie nicht 1 zu 1 das Geschäftsmodell, dass sie in der analogen Welt nutzen und übertragen sie es in das Metaverse, sondern überlegen sie sich, wie es im Virtuellen vielleicht anders und besser funktionieren könnte», sagt Müller. Das Ganze kann anschliessend auch kommunikativ aufgearbeitet werden. Eine Medienmitteilung mit dem Titel: «Unternehmen XY hat einen Shop im Metaverse eröffnet» wird mit ein bisschen Glück gerne aufgenommen.

Wer will, kann also bereits jetzt beginnen, mit dem Metaverse zu experimentieren. Es sollte aber keinen Zwang sein und man sollte immer berücksichtigen, dass es sich um eine Wette handelt: Geht das Metaverse, bei dem ein Unternehmen sein Land kauft oder mietet unter, dann sind sämtliche Investitionen verloren. Setzt sich aber diese Welt durch, dann kann der Inhaber die Parzelle später mit Gewinn verkaufen. «Wer wagt gewinnt» ist somit das Motto, für alle, die den Schritt ins Metaverse trauen.

CAS VR-Refresher Event: Metaverse – Fiktion oder Chance für innovative KMU?

Die Informationen aus diesem Artikel stammen hauptsächlich aus dem «CAS VR-Refresher Event: Metaverse – Fiktion oder Chance für innovative KMU?». Dieses Event richtete sich ausschliesslich an die Mitglieder unserer Alumni Organisation des CAS Verwaltungsrat. Ein exklusives Netzwerk namens «VR Circle», das mit einer gemeinsamen Plattform sowie regelmässigen Veranstaltungen für den klassenübergreifenden Austausch und die kontinuierliche Weiterentwicklung nach Abschluss der Weiterbildung sorgt. Die Redner an diesem Event waren: Bedrija Hamza, Florian Müller und Prof. Dr. Fabian Schär.

Weitere Informationen: