Welchen Lohn haben Schweizer Verwaltungsrät/-innen?

Welchen Lohn haben Schweizer Verwaltungsrät/-innen?
Der Verwaltungsrat ist das oberste Führungsgremium eines Unternehmens und gilt als gut bezahlt. Doch wie hoch sind die Gehälter tatsächlich und welche Faktoren beeinflussen die Entlohnung?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Spitzenlöhne für Verwaltungsrät/-innen reichen in der Schweiz bis über CHF 5 Mio.
  • Die Vergütungen sinken seit Jahren, obwohl der Aufwand steigt.
  • Frauen bleiben in Verwaltungsräten unterrepräsentiert – Lohndifferenzen sind ein Thema.
  • Der internationale Vergleich ist schwierig, da öffentlich zugängliche Daten fehlen.
  • Stiftungsrät/-innen verdienen bedeutend weniger als Verwaltungsrät/-innen.

So viel verdienen Verwaltungsrät/-innen in der Schweiz im Durchschnitt

Die Vergütung von Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräten ist je nach Grösse des Unternehmens sehr unterschiedlich. Gemäss der BDO-Studie von 2023 erhalten Mitglieder von Verwaltungsräten kleiner bis mittlerer Unternehmen im Durchschnitt CHF 21 000 Lohn im Jahr. Die Verwaltungsratspräsident/-innen CHF 28 000 im Jahr. In grösseren Unternehmen können die Vergütungen deutlich höher ausfallen. So beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt eines Verwaltungsratsmitglieds gemäss adorio in der Schweiz rund CHF 150 348, wobei der Einsteigerlohn bei CHF 111 300 liegt und nach einigen Jahren Erfahrung schnell auf CHF 143 184 steigt. 

Wer sind die Spitzenverdiener/-innen?

Ein Blick auf die höchsten Verwaltungsratslöhne der Schweiz zeigt, wo sich die Extreme bewegen. Gemäss einer Studie von Ethos, die auch von der Bilanz aufgenommen wurde, aus dem Jahr 2024, ist der höchstbezahlte Verwaltungsratspräsident der Schweiz, Severin Schwan von Roche mit CHF 5,781 Mio. pro Jahr. Gefolgt von Juan Carlos Torres Carretero von Avolta mit CHF 5,709 Mio. pro Jahr und Colm Kelleher der UBS mit CHF 4,713 Mio. und Nayla Hayek der Swatch Group mit CHF 4,378 Mio. pro Jahr. Ein Vergleich mit dem Honorar des Verwaltungsratspräsidenten der SRG von CHF 135 000 zeigt den Unterschied zwischen privaten und staatlichen Unternehmen.  

Grafik: höchstbezahlte Verwaltungsrät/-innen
Quelle: Ethos, Geschäftsangaben, Schätzungen 2024

Frau und Mann im Lohnvergleich

Auch 2024 herrscht gemäss den Zahlen des Bundes zwischen Männern und Frauen noch eine Lohndifferenz von 16%. Die Zahlen zeigen auch, dass gerade im oberen Kader die Lohnunterschiede gross sind. Darüber, wie die Situation in Schweizer Verwaltungsräten ist, fehlen jedoch Zahlen. Da ein grosser Anteil an Verwaltungsrät/-innen (60%) eine fixe Pauschale erhalten, könnte das Problem auf Verwaltungsratsebene kleiner sein. Bei anderen Entschädigungsformen kann nur vermutet werden, dass ähnliche Lohnunterschiede wie beim oberen Kader herrschen. Gleichzeitig sind Frauen in Verwaltungsräten weiterhin untervertreten. Deshalb wird auch immer wieder über die Frauenquote debattiert.  

Entwicklung der Entlöhnung

Die durchschnittliche Vergütung von Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräten ist in den letzten Jahren gesunken. Der BDO-Bericht zeigt, dass die Gehälter der Verwaltungsräte bis ca. 2008 gestiegen sind, dann abflachen und ab 2014 sinken. Auffällig ist, dass es weniger extreme Gehälter gibt: Weniger sehr hohe, aber auch weniger sehr tiefe. Daraus lässt sich schliessen, dass die Unternehmen in der Schweiz mehr Wert auf eine angemessene Entschädigung legen, die der hohen Verantwortung dieser Position gerecht wird, aber nicht exzessiv ist. Etwas kritischer beurteilt eine Umfrage des swissVR Monitor von 2023 diese Entwicklung: Während der Zeitaufwand für die Verwaltungsratstätigkeit konstant steigt, stagniere oder sinke die Vergütung. Laut dieser Umfrage sei ein Viertel der Verwaltungsrät/-innen der Ansicht, ihre Vergütung entspreche nicht der Höhe des Arbeitsaufwands.

 

VR Entschädigung Zeitvergleich
Quelle: BDO Verwaltungsratsstudie 2023

Vergleich mit anderen Ländern

Laut dem Spencer Stuart U.S. Board Index  beträgt die durchschnittliche Vergütung eines Verwaltungsratsmitglieds in den USA in einem S&P-500-Unternehmen rund 312 000 US-Dollar pro Jahr. Diese Entschädigung setzt sich typischerweise aus einer Kombination von Barzahlungen und Aktienbeteiligungen zusammen. Dies ist zwar deutlich mehr als die
CHF 150 348 der Schweizer Unternehmen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass es sich bei den S&P 500-Unternehmen um die 500 grössten börsenkotierten Unternehmen der USA handelt, darunter auch Giganten wie Apple. Es ist davon auszugehen, dass die Löhne in kleineren Unternehmen deutlich tiefer ausfallen. In Deutschland liegt der Durchschnittswert der Verwaltungsratsgehälter laut Stepstone bei 60 600 Euro, während der Durchschnittslohn der DAX 160 (umsatzstärkste Unternehmen Deutschlands) bei 250 000 Euro pro Jahr liegt. Auch hier wieder ein starker Unterschied zwischen grossen und kleinen Unternehmen. Abgesehen von den USA und Deutschland gibt es kaum Studien zu der Entlöhnung von Verwaltungsräten in anderen Ländern, daher gestalten sich weitere Vergleiche schwierig.  

Verwaltungsrat vs. Stiftungsrat

Wie eine Studie des Centers for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel – bei der Rochester-Bern mitgewirkt hat – zeigt, liegt der Median der Stiftungsratsentlöhnung bei einer Jahrespauschale von CHF 3 000. Entschädigungen von über CHF 10 000 pro Jahr sind sehr selten. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass Löhne von Stiftungsräten zwar üblich sind, sich aber im Vergleich zu den Entschädigungen von Verwaltungsräten von privaten oder öffentlichen Unternehmen gleicher Grösse auf einem sehr tiefen Niveau bewegen. 

Fazit

Wie in anderen Ländern ist auch in der Schweiz vor allem die Grösse des Unternehmens ausschlaggebend für die Höhe der Verwaltungsratshonorare. Wobei sich in den letzten Jahren eine Mässigung abzeichnet: Es gibt weniger sehr hohe und weniger sehr tiefe Vergütungen. In einer anderen Kategorie bewegen sich die Stiftungsräte, die ihren Mitgliedern deutlich tiefere Jahrespauschalen ausrichten.

 

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