Generation XYZ – Gibt es sie oder nicht?

Fabiola Gerpott über Generation XYZ
Generation X ist zuverlässig und arbeitet hart. Generation Z dagegen benötigt viele Freiheiten und setzt ihren Fokus auf Hobbys und Selbstverwirklichung. Alles Blödsinn? Fabiola Gerpott erklärt, weshalb die Debatte über die Generationen mit Vorsicht zu geniessen ist.

Bei einem online Mittagstalk hat Prof. Dr. Fabiola Gerpott – Lehrstuhlinhaberin für Leadership und Modulleiterin beim CAS Leadership and Inclusion, mit Cawa Younosi – Personalchef bei SAP – über die unterschiedlichen Generationen gesprochen. Sie vertritt eine unpopuläre Ansicht: «Die Unterschiede innerhalb der Generationen sind oft genauso gross wie jene zwischen den Generationen», sagt Gerpott. Somit lassen sich all diese Theorien über die Generationen wissenschaftlich nicht überzeugend belegen. «Innerhalb jeder Generation gibt es beispielsweise Leute, die sehr nachhaltig unterwegs sind und andere, die dies gar nicht interessiert», fügt Gerpott hinzu.

Die Generationen-Debatte

Sollten wir die Generationen-Debatte also komplett über Board werfen? Ganz so einfach ist es nicht. Gerpott erklärt: Es gibt den Alterseffekt und den Periodeneffekt. Der Alterseffekt entsteht dadurch, dass Menschen je nach Alter unterschiedliche Bedürfnisse und Wahrnehmungen haben. So sind z. B. jüngere Personen in der Tendenz mehr am Finden der eigenen Position im Leben interessiert, während die meisten Menschen mit dem Alter sich auch in zunehmenden Masse dafür interessieren, Wissen auch an andere weiterzugeben.

Der Periodeneffekt wiederum reflektiert die Meinungen oder Bedürfnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn danach gefragt wird. Man kann auch sagen: Er umschreibt den Zeitgeist. Die Gesellschaft und deren Werte ändern sich. «Wenn heute eine Person sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht, dann hat dies vielleicht mehr mit dem Zeitgeist zu tun, als damit, dass diese Person sehr offen ist» so Gerpott. Die gleiche Aussage vor 50 Jahren wäre etwas anderes gewesen. «Entfernen wir den Alters- und Periodeneffekt, dann sind die Unterschiede zwischen Generation X,Y und Z sehr gering», so Gerpott. Das heisst, dass es zwar Unterschiede gibt, diese aber weniger mit den Generationen zu tun haben, sondern mit dem Alter und dem Zeitgeist.

Learnings für Unternehmen

Warum hält sich das Konzept der Generationen trotzdem so hartnäckig? Einerseits, weil viele Leute damit Geld machen und andererseits, weil solche Theorien identitäts- und sinnstiftenden sind. «’Ich gehöre zu den Babyboomern, deshalb handel ich so’, ist für unser Hirn eine haltgebende Aussage, die uns Sicherheit bietet und uns hilft, die Welt zu kategorisieren», erklärt Gerpott.

Folgendes Learning können Unternehmen aus diesen Aussagen ziehen: «Anstelle sich auf ein allgemeines Generationen-Konzept zu fokussieren, sollten Sie sich lieber überlegen: ‘Was wollen wir als Unternehmen? Welche Arbeitnehmer wollen wir anziehen und wie wollen wir wirken’? Diese Linie können Sie dann authentisch anwenden», so Gerpott. In anderen Worten: Anstelle sich darauf zu fokussieren, welche Generation Sie anziehen wollen, sollten sie lieber vom Individuum ausgehen und sich überlegen, wer und wie die Personen aus ihrer Zielgruppe angesprochen werden können – unabhängig davon, ob sie den Stempel Generation X,Y oder Z tragen.