Mentoring – Ein unterschätztes Management-Tool

Mentoring
Gerade in der heutigen schnelllebigen Welt ist es wichtig, dass sich Mitarbeitende konstant weiterentwickeln und neues Wissen erwerben. Mentoringprogramme sind ein geeignetes Tool, um Personen auf ihrem Karriereweg zu fördern und als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Methode ist einfach, kostenfrei und effizient, trotzdem wird sie in Unternehmen viel zu selten eingesetzt: das Mentoring. Sandra Jauslin, Unternehmerin, Co-Präsidentin BPW Switzerland und Referentin am Studiengang «CAS Leadership & Inclusion» von Rochester-Bern hat das Buch Reverse Mentoring geschrieben – ein Konzept, anhand dessen Unternehmen dem demografischen Wandel, dem Wegfallen von Fachkräften und dem Wissensverlust trotzen können. Sie ist überzeugt, dass Mentoring grosses Potenzial hat und viele Unternehmen weiterbringen kann.

Was ist Mentoring?

Beim Mentoring kommen zwei Personen zusammen. Die eine Person ist der Mentor und die andere der Mentee. Gemeinsam definieren sie ein Ziel, an dem sie arbeiten. Meist geht es dabei darum, in der Karriere weiterzukommen. Der Mentor vermittelt dem Mentee sein Wissen, gibt ihm Zugang zu seinem Netzwerk und verrät ihm seine Tipps und Tricks. Doch es geht noch weiter, denn der Austausch geht über den fachlichen Wissenstransfer hinaus: «Auf beiden Seiten werden Werte vermittelt und das gegenseitige Verständnis wird gefördert, so können schlussendlich beide Parteien profitieren», sagt Jauslin.

Der Prozess: einfach und individuell

Nachdem sich ein Tandem eines Mentors und eines Mentees gebildet hat, gibt es erstmals einen Austausch, bei dem die beiden Parteien zeigen, was sie mitbringen. Anschliessend wird definiert, welche Ziele verfolgt werden und wie oft die Treffen stattfinden. «Grundsätzlich ist das Tandem frei, wie sie vorgehen. Wichtig ist einfach, dass die Ziele am Ende erreicht werden», so Jauslin. Der Prozess geht zwischen drei bis sechs Monate und je nachdem vereinbaren die Parteien zu einem späteren Zeitpunkt nochmals einen Termin, um zu schauen, wie es dem Mentee ergangen ist.

Reverse Mentoring

Während das klassische Mentoring auf dem Karrieregedanken beruht, bei dem jeweils ein Senior einen Junior berät, öffnet Reverse Mentoring das Konzept, bzw. drehte sogar um: Die jüngere Person (Mentor) unterstützt die ältere Person (Mentee) in Fragen bezüglich Digitalisierung und sozialen Netzwerken – Themen, in denen die jüngere Generation tendenziell fitter ist. Gleichzeitig kann der Senior seinem jüngeren Tandem-Partner seine Erfahrungen und sein Wissen übermitteln. «Eine Win-win-Situation, bei der ein Wissenstransfer stattfindet und das Unternehmen innovativer sowie zukunftsfähiger gestaltet wird», erklärt Jauslin. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eine geeignete Massnahme, um auch die ältere Generation in Bezug auf neue Themen auf dem Laufenden zu halten, ohne viel zu investieren.

Vielseitig einsetzbar

Der Ansatz des «Reverse Mentoring» kann zudem auch in anderen Dimensionen eingesetzt werden – überall wo ein Wissenstransfer und gegenseitiges Verständnis gefördert werden sollen. «Mentoring geht in alle Richtungen und führt zu mehr Empathie und einem Perspektivenwechsel», so Jauslin. Weitere Ideen sind beispielsweise hierarchie-, geschlechter- und bereichsübergreifende Tandems. Die Mentoringprogramme müssen auch nicht im Rahmen eines Unternehmens stattfinden, sondern können NGOs oder andere Firmen miteinbeziehen.